Donnerstag, 6. Oktober 2011

Aktueller Stand Restfeuchte Estrich nach 12 Wochen und einem Tag

Aktueller Stand Restfeuchte Estrich nach 12 Wochen und einem Tag


Heute Mittag trafen wir uns mit einem Vertreter von Athe Therm und unser
Bauleiter. Es wurde nicht lange geredet sondern gehämmert. Wieder wurden 3
Löcher in den Estrich geschlagen und die Proben für die CM Messung
entnommen.
Mittlerweile sieht unser Estrich aus wie ein Schweizer Käse :-)

Der Herr von Athe Therm hatte einen Profi-Koffer im Gepäck, mit allerlei
Gerätschaften die unseren Bauleiter doch tatsächlich ins Schwärmen brachte.
 

Es wurde neben der CM Messung auch die relative Luftfeuchte gemessen, die
Außentemperatur, die Raumtemperatur und die Luftfeuchte in den
verschiedenen Räumen. Alle Daten wurden dokumentiert und in unserem
Grundriss auf einem Blatt dokumentiert, das bereits alle relevanten Estrich
Daten enthielt. Im Erdgeschoss hat unser Estrich auch eine Dicke von knapp
8 cm, was viel ist. Normal ist eine Dicke von 5-6cm.



Das Ergebnis ist wie folgt: bei einer Luftfeuchtigkeit (außen) von 89% und
19 Grad Außentemperatur


Erdgeschoss:
Gäste WC Restfeuchte 0,7%, bei 54%Luftfeuchte
Wohnbereich 0,7% Restfeuchte bei 50% Luftfeuchte (Stand 28.09. 1,8%)

Dachgeschoss:
Schlafzimmer Restfeuchte 0,7 % bei 60% Luftfeuchte

Kellerwohnung:
Wohn- Esszimmer Restfeuchte 0,4 % bei 52% Luftfeuchte (Stand 28.09. 0,8%)

Es hat sich also durchaus was getan in der letzten Woche. Es sind immer
noch keine Traumwerte aber 0,4% Restfeuchte ist ok um im Kellergeschoss mit
den Fliesenarbeiten zu beginnen. Bis die 60 qm Fliesen dort liegen geht
wieder eine Zeit ins Land und bis dahin ist auch der Bodenbereich im EG
belegereif.
Wir bekommen von der Firma Athe Therm die „Freigabe zum Belegen" auch
schriftlich, so dass wir 100% auf der sicheren Seite sind.
Ebenso gab es interessante Erklärungen zum Verhalten eines
Anhydritfließestrich.
(Kleiner Auszug zu diesem Thema am Ende dieses Blogeintrages)

Wir wären auch nicht die einzigen Bauherren mit langsam trocknendem
Estrich, versicherte uns der gute Herr sondern die hohe Luftfeuchtigkeit
der letzten Monate hat auch anderen Böden übel mitgespielt.

Wir sollten nun unbedingt darauf achten, dass am Abend und Nachts ALLE
Fenster geschlossen sind und tagsüber pro Etage 2 Fenster
(gegenüberliegend) auf Kipp stehen. Unbedingt auch das Stoßlüften
einhalten. Damit die Restfeuchte noch schneller verschwindet, wäre ein
kompletter Abschliff des Bodens auch nicht schlecht. Der Hr. versprach die
Ergebnisse der Messung sofort telefonisch an Athe Therm weiterzuleiten, so
dass wir morgen bereits einen endgültigen Bericht und die Freigabe des
Bodens bestätigt hätten. Eventuell käme auch die Firma zu schleifen vorbei,
das könne er jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht versprechen.

An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei unserem Bauleiter Hr
Bley bedanken, nicht nur in der kompletten Bauphase fühlten wir uns perfekt
betreut sondern auch im Zusammenhang mit den Problemen beim Estrich war er
ein verlässlicher Partner, der wie er selbst sagte: „ er ist erst zufrieden
wenn alles zufriedenstellend ist. So lange das nicht der Fall ist, werden
wir ihn nicht los." FingerHaus sei an dieser Stelle geraten, haltet Euch
diesen Mann warm. Er macht einen hervorragenden Job.
Selbstverständlich hat auch FingerHaus selbst, schnell reagiert und
gehandelt. Wieder einmal bestätigte sich FingerHaus -ein Qualitätsbegriff.

Zurück zum heutigen Tag:
Um 14:30 Uhr erhielten wir einen Anruf von Athe Therm. „Hallo Frau Kläser
wir würden gerne heute gegen 18-19 Uhr Ihren Estrich schleifen, wenn es
recht ist?"- aber so was von recht war uns das…. Kein Scherz um 20 Uhr war
auch das Thema Schleifen durch.

Anbei ein kurzer Ausflug (gekürzt) in die Estrichtechnik:
Als Quelle diente ein Fachartikel aus der Estrichfachzeitschrift >Estrichtechnik<

Bei einem 40mm starken Anhydritfließestrich müssen je Quadratmeter ca. 8
Liter Wasser an die Raumluft abgegeben werden, um die Belegereife zu
erreichen. Bei einem Einfamilienhaus mit 150m² Wohnfläche sind das 1200
Liter….
Anhydritestriche lassen sich sofort nach der Abbindezeit und somit
Freigabe zum Begehen, „zwangstrocknen". Denn Lüften allein reicht nicht

1. Lüften
Beim Lüften sollte die Außentemperaturen über 12° C sein, da darunter die
Luft nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen kann. Je höher die Raumtemperatur,
desto höher ist das Abdampfvermögen und es braucht trockene Außenluft mit
geringer relativer Luftfeuchte.


Anmerkung: Leider war uns im entscheidenden Zeitraum keine trockene
Außenluft mit geringer relativer Luftfeuchte beschert.


Hier eine Grafik die die Luftfeuchte im betreffenden Zeitraum aufzeigt:


(Embedded image moved to file: pic42809.jpg)

Ziel des Lüftens:
Es wird versucht trockene Außenluft in den Bau zu holen, bis sich die Luft
im Haus mit Feuchtigkeit angereichert hat und wieder abgeführt werden kann.
Dieser Vorgang muss immer und immer wieder wiederholt werden….. Stoßlüften
.

Diese Methode wird durch das Klima in unseren Breitengraden aber stark
eingegrenzt. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, ist das
Trocknungsverhalten im Sommer ähnlich schlecht wie im Winter. Auf Grund der
hohen Luftfeuchtigkeit (besonders bei sinkenden Nachttemperaturen) kann die
Luft keine Feuchtigkeit aus dem Estrich aufnehmen.


Durch Lüften zum falschen Zeitpunkt kann es sogar zum umgekehrten Effekt
kommen. Es findet oftmals eine erneute Befeuchtung während der Nachtstunden
- statt… also immer brav die Fenster Nachts zu lassen.

2. Heizen und Lüften

Wie schon beim Lüften erwähnt, erhöht sich das Abdampfverhalten bei
steigenden Temperaturen. Bei einer Erhöhung der Raumtemperatur von 10° C
auf 20° C -um fast 100%.
Relativ trockene Luft wird erwärmt, damit diese mehr Feuchtigkeit aus den
Estrich aufnehmen kann. Durch Stoßlüften wird diese dann wieder mit kalter,
trockener Luft ausgetauscht.

Nachteil ist hoher Energieverbrauch. Bei uns bis dato knapp 3000KW



Der Wirkungszusammenhang von Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf das Bautrocknungsverhalten

Für die Estrichtrocknung ist die Raumtemperatur ein entscheidender Parameter.
|-----------------+-----+-----+-----+-----+-----+-----+----+----+----+----|
| Temperatur        |30°C |25°C |20°C |15°C |12°C |10°C |8°C |5°C |3°C |0°C |
|-----------------+-----+-----+-----+-----+-----+-----+----+----+----+----|
|Relative Feuchte   |80% |80% |80% |80% |80% |80% |80% |80% |80% |80% |
|-----------------+-----+-----+-----+-----+-----+-----+----+----+----+----|
|Wassergehalt g/m³   22 |    16 |     12 |  8,6      7 |  6,2    |5,4   |4,4   |3,8     |3 |
|-----------------+-----+-----+-----+-----+-----+-----+----+----+----+----|


Fazit: je geringer die Temperatur, desto weniger Wassergehalt. Bei
sinkender Raumtemperatur und konstanter rel. Luftfeuchtigkeit nimmt der
absolute Wassergehalt in der Luft ab. Sinkt die Raumtemperatur unter 10°C,
macht eine Bautrocknung nach Wirtschaftlichkeit kaum noch Sinn, da nur noch
sehr wenig Wasser in der Luft enthalten ist.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass hohe Temperaturen und Stoßlüften
allein einen Estrich nicht austrocknen können. Die rel. Luftfeuchte muss
auch deutlich unter 70% gebracht werden. Aus diesem Grund müssen Estriche
selbst im Sommer, wenn hohe rel. Luftfeuchte gegeben sind, mit technischer
Unterstützung getrocknet werden.
Und es kann passieren, das selbst schon verlegereife Estriche bei zu hohen
rel. Luftfeuchten wieder Feuchtigkeit aufnehmen…




Meine Schlussfolgerung für die lange Trocknungszeit:
Der Estrich bei uns ist mit stellenweise 8 cm sehr dick und somit musste
sehr viel Wasser den Weg nach draußen finden.
Der Zeitraum Ende Juli, ab dem der Estrich bei uns wohnte, wurde fast mit
täglichem Regen begleitet und schwül-warmes Wetter, mit extrem hoher
relativer Luftfeuchte ist Gift für einen Estrich.
Die Luftfeuchte im Haus war quasi identisch mit der Luftfeuchte draußen und
es fand kein ausreichendes Abdampfverhalten statt. Ich denke die 1 Woche
mit 2 leistungsstarken Bautrockner hat die beste Wirkung erzielt und uns
die Luftfeuchte im Haus auf ein normales Niveau gesenkt (50-60 %) . Danach
haben wir extrem drauf geachtet wie und wann wir Lüften und auch der
goldene Herbst mit längere regenfreier Zeit hat dazu beigetragen dass Thema
Estrich sich zum Ende neigt.

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr beiden,

    endlich.... Wir freuen uns so sehr für euch. ;-)
    Danke auch für den ausführlichen Bericht. Dadurch werden wir jetzt besonders die Hinweise zum Lüften beachten.

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